Gaspésie

Nach der Durchquerung Labradors und Neufundlands ist unser nächstes Ziel die Halbinsel Gaspé und deren Umrundung.

Wir fahren stundenlang zuerst Asphaltstraßen und dann auch noch 100 km Schotter-/Lehmpisten in schlechtem Zustand bis wir das Wasserkraftwerk Manic-5 kurz vor Dunkelheit erreichen. 

Auf dem Weg dorthin hatten wir auch Gegenverkehr auf der rechten Spur.

Wir fahren das Visitor Center des Staudamms an und trauen unseren Augen nicht. Wir treffen auf dem Parkplatz Steffi und Ozy – was für ein Zufall. Die Beiden waren mit uns auf der Überfahrt nach Halifax auf dem Frachtschiff und sind nun auf dem Weg weiter nach Labrador. Am nächsten Tag nehmen wir gemeinsam an einer geführten Tour durch das Wasserkraftwerk teil und tauschen anschließend unsere bisherigen Reiseerlebnisse aus.

Manic-5 wurde erbaut zwischen 1959 und 1968. Es ist mit einer Höhe von 214 m und einer Kronenlänge von 1.314 m die höchste Pfeilerstaumauer der Welt. Das 1970 in Betrieb genommene Kraftwerk erbringt eine Leistung von 7.000 Megawatt Strom. Es staut den Rivière Manicouagan.

Wir fahren weiter auf der Straße #389 und kommen auch beim Wasserkraftwerk Manic-2 vorbei. Wir haben wieder die Möglichkeit an einer geführten Tour teilzunehmen. Manic-2 hat eine Leistung von 1.145 MW und staut die Flüsse Manicouagan und Toulnustouc. Hier ist das Fotografieren nur vom Parkplatz aus erlaubt, daher gibt es nicht mehr Bilder.

Nach der Führung fahren wir weiter bis wir den Fährhafen Baie Comeau erreichen. Von dort aus nehmen wir die Fähre nach Matane. Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir den Fährhafen auf der Halbinsel Gaspé bei sommerlichen Temperaturen. Temperatur 27 Grad nachmittags, etwas Wind und keine Blackflies!

Die Gaspésie gehört zwar zur Provinz Québec wird aber aufgrund ihrer touristischen und geografischen Lage und Nähe zusammen mit den maritimen Provinzen genannt. Die Halbinsel Gaspé liegt zwischen dem St. Lawrence River und der Baie des Chaleurs. Die Ortschaften liegen vorwiegend an der Küste sowie an den Tälern des Matapedia und des Matane River. Durch und in das Innere der Halbinsel führen nur wenige schlecht ausgebaute Straßen sowie einige Schotterpisten. An der Gaspé setzen sich die Höhenzüge der Appalachen fort. Die Umrundung der Halbinsel ist eine Fahrt von rund 800 km.

Wir verlassen Matane und kommen am Cap-Chat vorbei. Der Ort hat einen langen Sandstrand, der über den Ort hinausgeht.

Dann geht es weiter bis wir Sainte-Anne-des Monts erreichen. Wir nehmen dort die Stichstraße zum Parc National de la Gaspésie. Als wir ankommen sind wir überrascht, dass die Parkplätze ziemlich voll sind. Wir gehen ins Visitor Center und wir bekommen die Information, dass die dortigen Campingplätze alle komplett ausgebucht sind. Es gibt erst wieder ab Mitte der kommenden Woche freie Plätze. Wir hatten geplant, den Trail zum Mont-Albert (1.154 m) zu gehen. Das klappt nun leider nicht. Wir schießen wenigstens ein Bild vom Mont-Albert.

Wir müssen daher wieder die Strecke zurückfahren bis nach Sainte-Anne-des Monts. Im Ort fährt man direkt auf die L’église de Sainte-Anne-des-Monts zu.

Auf der Gaspé Halbinsel hat man die Möglichkeit, Elche und Karibus an einem Tag zu sehen. Leider haben wir noch kein Karibu gesehen. Etliche Straßenschilder weisen jedoch darauf hin, dass man aufpassen muss.

Den Abend verbringen wir am Meer mit einem schönen Sunset. Es geht kaum idyllischer.

Am Morgen fahren wir auf der Nordküste der Gaspésie weiter. Wir kommen an einigen Küstendörfern vorbei, die meist an den Flussmündungen vor hohen Bergen mit steilen Felswänden und an halbmondförmigen Sandstränden liegen.

Wir machen halt am roten Holz-Leuchtturm von La Martre.

Es geht weiter entlang der Nordküste. Die Straße #132 verläuft zum Teil ufernah unter steilen Felsenklippen. Dann windet sie sich auch wieder die Küstenberge hinauf und man hat immer wieder herrliche Blicke über die hier 100 km breite Mündung des St. Lawrence River.

An unserem Übernachtungsplatz im Parc National de Forillon bekommen wir Besuch von einem Baumstachler. Baumstachler gehören zur Gruppe der Nagetiere. Wie schon ihr Name verrät, sind Baumstachler eher beim Klettern als beim Laufen in ihrem Element. Ihr Lebensraum erstreckt sich fast über den ganzen amerikanischen Kontinent. Die Nordamerikanischen sind die Größten und Schwersten mit bis zu 18 kg.

Im NP de Forillon unternehmen wir eine Wanderung zum La Chute Wasserfall.

Im Anschluss fahren wir nach Grande-Grave um den anstrengenden Trail zum Cap Gaspé zu gehen. Dort angekommen trauen wir unseren Augen nicht. Draußen sieht man immer wieder kurz Wale auftauchen. Es handelt sich dabei um Buckelwale, Schweinswale, Finnwale und Belugawale. Sie alle fressen sich wa(h)llos im Sommer in der krill- und planktonreichen Fjord-Mündung voll. 

Nach ca. 20 km Wanderung sind wir dann auch zurück und „platt“.

Am darauffolgenden Tag besuchen wir noch Cap-Bon-Ami. Dort brüten an der Felswand gerade Ohrenscharben, eine Vogelart aus der Familie der Kormorane. Ohrenscharben sind die einzige Kormoranart, die in Nordamerika sowohl entlang der Küste als auch im Binnenland zu finden ist. Gleichzeitig ist es die größte Kormoranart Nordamerikas.

Am nächsten Tag ist schlechtes Wetter angekündigt und es wird im laufe des Tages immer regnerischer. Wir fahren nach Gaspé. Am Museum de la Gaspésie steht ein Monument des Entdeckers Jacques Cartier und gusseiserne Relief-Stelen. Diese symbolisieren die offizielle Inbesitznahme des Territoriums für den König von Frankreich.

Wir fahren weiter in Richtung Percé. Auf dem Weg dorthin kommen wir bei St. Georges de Malbaie am Felsgebilde „Rocher Tête d’Indien“ mit dem Profil eines Indianerkopfes vorbei.

Das Wetter wird immer schlechter und wir haben in Percé bereits Regen und Nebel mit einer Sichtweite von weniger als 50 m. Der Nebel verhindert, dass wir den Percé Rocher sehen können. Wir machen uns daher weiter auf den Weg und fahren die Küste an der Baie des Chaleurs weiter. Wir steuern New Richmond an. Zunehmend hört der Regen auf und der Nebel lichtet sich.

Wir stellen leider fest, dass unser Kühlschrank im Fahrbetrieb sowie im Stand keine 12 V Strom mehr zieht – trotz voller Batterien. Daher gehen wir an diesem Tag frühzeitig auf einen Campingplatz, dort möchten wir prüfen, ob unser Kühlschrank mit Landstrom noch funktioniert. Dank der Unterstützung von Alexander stellen wir fest, dass die Stromzuleitung in Ordnung ist und sehr wahrscheinlich ein Defekt am Kühlschrank vorliegt. Bei dieser Gelegenheit bekommen wir einen Crashkurs aus der Ferne im Durchmessen von Leitungen – vielen Dank dafür Alex! Jetzt müssen wir zusammen mit Alex sehen, wie wir den Kühlschrank wieder mit Batteriestrom zum Laufen bekommen. 

Angekommen in New Richmond fällt uns auf, dass wieder englisch gesprochen wird. Da New Richmond ursprünglich eine Siedlung britischer Loyalisten war, wird hier auch heute noch englisch gesprochen. Wir fahren weiter an der Küste und gleich darauf wird auch wieder französisch gesprochen und die französischen Nationalfarben finden sich immer wieder. Auf der Strecke passieren wir mehrere Covered Bridges, die meist in rot gestrichen sind. Seit wir wieder in der frankophilen Gegend sind, sehen wir auch meist Steinkirchen anstelle der Holzkirchen. Ein Hinweis auf die überwiegend katholische Bevölkerung.

Wir umrunden noch vollständig die Gaspésie und kommen an unserem Startpunkt Matane am Fährhafen an. 

Von dort aus nehmen wir die Fähre zurück und überqueren nochmals den St. Lawrence River um nach nach Baie Comeau zu gelangen. Angekommen machen wir uns auf den Weg in Richtung Tadoussac entlang des St. Lawrence River.

Québec City

Von dort aus fahren wir in Richtung Québec City entlang des St. Lawrence River (Fleuve Saint-Laurent). Der Strom zeigt sich dort von seiner schönsten Seite. Ah, le fleuve! Im Kollektivbewusstsein der Québécois ist der breit und mächtig dem Atlantik entgegenstrebende St. Lawrence Strom eine feste Größe.

Unser Ziel ist das Cap de Bon-Desir. Auf dem Weg dorthin bekommen wir bereits einen sehr schönen Eindruck von der Landschaft am St. Lawrence River. Die Strecke bietet schöne Ausblicke auf den River und lädt auch immer wieder zu einem Zwischenstop mit kleinen Wanderungen ein.

Etwa 20 km vor Tadoussac erreichen wir Cap-de-Bon-Désir. Einen grandiosen und beliebten Whale Watching Point, von dem aus man oft Blauwale mit bloßem Auge beobachten kann. Wir machen einen kurzen Spaziergang auf der felsigen, weit in den St. Lawrence River ragenden Landzunge. Mit der Kamera und dem Fernglas setzen wir uns dann auf der Landzunge auf einen Felsen, genießen die Landschaft und halten nach Walen Ausschau. Plötzlich sind die Wale da. Mehrere Minkwale können wir beim „Spyhopping“ sehen. Das ist eine wichtige Aktivität der Tiere, die aus dem Wasser „hochgehen“ um Informationen zu erhalten, was gerade auf dem Wasser los ist z.B. bei herannahenden Schiffen. Etwas später taucht plötzlich 30 m vor unserem Felsen ein Buckelwal auf. Wir sind sehr überrascht, da wir vorher nichts wahrgenommen hatten. Er taucht kurz danach ein zweites Mal auf und dann ist er auch wieder weg. Nach einem gelungenen Tag machen wir uns abends auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz.

Am St. Lawrence River fahren wir weiter und wir kommen nach Tadoussac. Der Ort ist im Sommer eine touristische Hochburg und weltberühmt für Walbeobachtung. Genau so präsentiert sich uns der Ort. Wir planen einen kurzen Spaziergang durch den Ort zu unternehmen. Das klappt leider nicht, da wir keinen Parkplatz für unseren Camper finden. Es herrscht turbulentes Treiben. Für uns eine neue Erfahrung in Kanada, da wir bisher vom Tourismus nicht so viel mitbekommen haben. So bleibt es bei einer kleinen Stadtrundfahrt mit einem Ausblick auf den Hafen und einem Blick auf das fotogene Hotel Tadoussac über dem Ufer des St. Lawrence River.

Mit der Fähre überqueren wir den Saguenay River von Tadoussac nach Baie Sainte Cathérine. Wir fahren weiter bis nach Malbaie. Das Manoir Richelieu, ein bombastisches Hotel im Stil französischer Schlösser liegt unübersehbar am Hang. Dort am Pointe-au-Pic steht auch das Haus des ehemaligen US-Präsidenten William Taft, der das Klima der Region so beschrieb: „Die Luft ist wie Champagner, aber ohne dessen Folgen am nächsten Tag“. Wir beschließen die Luft am Abend zu genießen und bleiben dort auf einem Übernachtungsplatz mit Riverblick. Dort treffen wir Sylvie, aus Québec. Wir genießen ein gemeinsames Abendessen mit Sylvie in unserem Camper. Wir bekommen eine Einladung Sylvie in Québec zuhause zu besuchen, welche wir gerne annehmen.

Am nächsten Tag geht’s weiter bis nach St. Joseph de la Rive. Von dort aus nehmen wir die Fähre auf die Ile aux Coudres. Mit unseren Rädern umrunden wir in gut 2 Stunden die Insel. Von der Rundstrasse haben wir immer wieder prächtige Ausblicke auf den St. Lawrence River.

Am Abend fahren wir wieder mit der Fähre zurück und am nächsten Tag nach Baie St. Paul. Dort besuchen wir das Economusée du Formage Laiterie Charlelevoix. Wir decken uns reichlich mit köstlichem Käse ein.

Kurz vor Québec fahren wir auf einer Brücke hinüber zur Ile d’Orléans. Die Insel ist ein beschaulicher Obst- und Gemüsegarten – einschließlich kommerzieller Weintraubenproduktion. An der Südspitze der Insel besuchen wir die Vignoble Ste-Petronille. Dort lassen wir uns eine Weinprobe nicht entgehen. An der Südspitze haben wir auch einen schönen Blick auf Québec City.

Zurück über die Brücke überqueren wir die Mündung des Rivière Montmorency in den Fleuve Saionte Laurenc. Das Wasser des Flusses stürzt in voller Breite über die Abbruchkante des Geländes 83 m hinab.

Danach erreichen wir Québec City, die Hauptstadt der Povinz Québec, die älteste Stadt Canadas, die Wiege der französischen Kultur in Nordamerika und ein Symbol frankokanadischen Selbstbewusstseins. Québec gliedert sich in die Altstadt Vieux-Québec mit der Unterstadt Basse-Ville, wo die erste Siedlung der Franzosen errichtet wurde, und der Oberstadt Haute-Ville, wo die meisten historischen Gebäude liegen.

Québec Haute Ville hat eine komplett erhaltene Altstadt aus dem 17. und 18. Jahrhundert und hat die einzige unzerstörte Stadtmauer nördlich von Mexiko. Die Stadtmauer ist voll begehbar. Im Parc de l’Artillerie kann man die von Franzosen errichteten Befestigungen und deren Wohnraum, um die befürchteten britischen Angriffe Abwehren zu können, besichtigen.

Vorbei am Place de l‘Hotel de Ville gehen wir zum Édifice Price. Dem 18-stöckigem Wolkenkratzer der eine Höhe von 82 m erreicht und das höchste Gebäude in der Altstadt ist. Der Place d’Armes öffnet sich zum St. Lawrence River hin zur breiten Dufferinn-Aussichtsterrasse.

Das Château Frontenac ist das Wahrzeichen der Stadt, ein großes, weithin sichtbares Schlosshotel, das 1892 im Auftrag der Canadian-Pacific-Railway errichtet wurde. Das Hotel verfügt über 500 Zimmer und mehrere Konferenzsäle. Im Mai 1943 trafen sich Winston Churchill und Franklin D. Roosevelt dort, um die Invasion in der Normandie vorzubereiten. 800 Hotelgäste wurden kurzerhand ausquartiert, und die beiden Politiker zogen ein – samt einem Heer von Mitarbeitern. Im September 1945 wiederholte sich die Prozedur anlässlich der Kapitulation Japans.

Die Unterstadt Basse-Ville ist von Haute-Ville zu Fuß über Côte de la Montagne und über die steilen Treppen Escaliers de Casse-Cou zu erreichen. In der vorbildlich restaurierten Unterstadt schmiegen sich zahlreiche kleine Spitzgiebelhäuser an den Hang. Besonders in der Rue du Petit Champlain gibt es einige Cafés, Boutiquen und Souvenirshops.

Der neuere Teil der Oberstadt, in Sichtweite der Stadtmauer steht das dem Louvre in Paris nachempfundene neoklassizistische Parlamentsgebäude. Vom Parlament läuft die Grande Allée nach Westen. Lokalpatrioten vergleichen die Grande Allee auch gern mit den Pariser Champs Elysée.

Von Québec aus besuchen wir Sylvie, die uns zu sich nach Hause eingeladen hat. Sylvie wohnt nur 20 km von Québec entfernt, wunderschön am Lac Beauport. Unter anderem erzählen wir Sylvie, dass an unserem Auto die Alarmanlage nicht mehr richtig funktioniert und wir deswegen es nicht mehr verschließen können. Sie ist sehr erschrocken. Wir parken bei Ihr auf dem Grundstück unseren Camper. Am nächsten Tag organisiert Sie bei einem RV Händler einen Werkstattermin. Es ist schwierig, als Fremder kurzfristig einen Termin zu bekommen. Da in Québec nur französisch gesprochen und Sie den RV Händler kennt, bietet Sie an uns zu begleitet. Der RV Händler schickt uns allerdings weiter zum Mercedes Händler, da er davon ausgeht, dass das Problem an der Zentralverriegelung von MB liegt. Sylvie telefoniert wieder mit einigen MB Werkstätten. Als wir endlich einen Termin bei einer Werkstatt bekommen und wir dort sind, wird uns gesagt, dass das Problem am Aufbau und nicht bei MB liegt. Mit Sylvies Unterstützung besuchen wir insgesamt 5 Werkstätten. Erstmals bei der 5. Werkstatt, kurz vor Feierabend, nimmt ein pfiffiger Mitarbeit sich dem Problem an. Nach weniger als 10 Minuten lokalisiert er, dass es an der Steuerbox der Alarmanlage liegt. Nach Ausbau des Steuermoduls sieht er auch das Problem – die Kontakte sind korrodiert. Wir können jetzt wenigstens das Auto wieder ohne Alarmauslösung verschließen. Wir hatten Glück, dass uns Sylvie geholfen hat unter einbeziehen Ihrer Freunde und Familie. Allerdings benötigen wir ein neues Steuermodul, welches wir sicherlich bald von unserem Händler Firma Moser erhalten werden – Alex, auch hierfür vielen Dank für Deine Hilfe. 

Sylvie ist eine vielseitige Künstlerin. Sie malt Bilder und stellt diese auch aus. Des Weiteren ist sie Sängerin und gibt Konzerte. Wir bekamen eine CD mit ihren selbst komponierten und getexteten Songs – die unter die Haut gehen. Vielen Dank auch dafür Sylvie – merci beaucoup!

Wir konnten uns am nächsten Tag bei Ihr ein wenig revanchieren. Wir halfen bei ein paar Dingen am Haus, die Sie alleine nicht erledigen konnte.

Montréal

Unser nächstes Ziel Montréal erreichen wir bei sommerlich heißen Temperaturen von über 30 Grad. Unseren Camper parken wir beim Botanischen Garten und starten von dort aus eine Erkundungstour mit dem Fahrrad. Zuerst geht’s zum Vieux Port (Old Port of Montréal), dann weiter zur Île Sainte-Hélène. Wir passieren dabei das Habitat ’67, einen Haufen scheinbar wahllos übereinander getürmter Wohnschachteln. Der damals noch unbekannte kanadische Stararchitekt Moshe Safdie hat diese Apartmentanlage mit Flußblick für alle 147 Wohnungen für die Weltausstellung 1967 kreiert. Ins Auge viel uns auf Île Sainte-Hélène der riesige Kugelbau der während der Expo der Pavillon der USA war, was heute die La Biosphère beherbergt.

Danach fahren wir zur Île de Notre-Dame. Die Îl de Notre Dame wurde 1967 für die Expo künstlich aufgeschüttet. Wir fuhren mit unseren Fahrrädern auf der Insel den Formel-1-Kurs Circuit Gilles-Villeneuve. Der Blick von der Insel auf die Skyline der Stadt ist spektakulär. Von dort aus fuhren wir wieder zurück zu unserem Parkplatz.

Am nächsten Tag fahren wir mit der Metro in die City. Am zentralen Dorchester Square angekommen starten wir unsere Sightseeing Tour. Dort befinden sich postmoderne Hochhäuser. Die höchsten Bauwerke mit einer Höhe von ca. 200 m entstanden bereits 1991. 

Unweit davon, am Place Ville Marie kommen wir an der Cathedrale Marie-Reine du Monde vorbei, einer Kopie des Petersdoms, nur zwei Drittel kleiner. An diesem Tag wurde standesgemäß mit einem noblen Oldtimer mit Chauffeur vorgefahren um sich kirchlich trauen zu lassen.

Radfahren in Montréal ist kein Problem, wie wir bereits selbst erfahren konnten. Es gibt über 400 km Radwege und es gibt das preiswerte Leihsystem Bixi. Für Kurzleihen stehen ca. 300 Ausleihstationen zur Verfügung und jeder Kreditkarteninhaber kann sich dort jederzeit ohne weitere Anmeldung oder Registrierung ein Fahrrad leihen. Die ersten 30 Minuten sind sogar frei.

Wir gehen weiter bis zum Victoria Square und besuchen dort das Centre de Commerce Mondial de Montréal (World Trade Center Montréal). Das ist ein Einkaufs-, Büro- und Hotelkomplex im internationalen Viertel.

Danach gehen wir weiter bis zur Rue Notre-Dame und befinden uns in der Altstadt. Dort am Place d’Arms steht das älteste Haus von Montréal, das Vieux Seminaire de Saint Sulpice, ein Priesterseminar von 1687. Daneben befindet sich die neugotische Basilique Notre Dame. 1829 war die Basilique der größte Kirchenbau Nordamerikas. Am gleichen Platz befindet sich auch das neoklassizistische Gebäude der Banque de Montréal.

Wir gehen weiter die Rue Notre Dame und gehen am Montréal en Histoires Cité Mémoire vorbei und erreichen das Hotel de Ville (1878). Von dessen Balkon aus hatte einst 1967 Charles de Gaulle den Separatismus der Québecer mit seinem Kampfruf „Vive le Québec libre!“ neu entzündet.

Wir sehen wieder ein Brautpaar nach der Trauung aus dem Hotel de Ville kommen – es geht auch zu Fuß. Dieses Brautpaar war allerdings auch etwas jünger. 

Interessanterweise sind die Blumentröge nicht mit Blumen bepflanzt sondern mit Gartenkräutern und Gemüse.

Kurz danach stehen wir auf dem Place Jacques Cartier. Auf dem langen Platz drängeln sich Porträtmaler, Jongleure und Pantomime vor zahlreichen Straßenrestaurants.

Etwas weiter auf der Rue Saint Paul besuchen wir das 1847 als Markthalle erbaute Bonsecours. Der Bau hat schon als Rathaus und Parlament gedient. Heute sind Kunstgalerien und Verkaufsstände von Kunsthandwerkern untergebracht. Daneben steht die Chapelle de Notre-Dame-de-Bonsecours (ca. 1800), eine Seefahrer-Kirche mit vielen von Schiffbrüchigen gestifteten Schiffsmodellen. Gerade als wir die Kirche von innen besichtigen, werden wir eingeladen am gleich stattfindenden Gottesdienst teilzunehmen. Was wir dann auch machen.

Danach gehen wir wieder ein kurzes Stück zurück und weiter zum Vieux Port. Die alten Kaianlagen wurden zu einem parkartigen Freizeitbereich für Ausstellungen und Festivals umgestaltet. Von dort aus bestaunen wir das jeden Mittwoch- und Samstagabend stattfindende Feuerwerk mit Blick auf das La Grande Roue de Montréal.

Weitere Impressionen mit historischen Illuminationen bei Nacht am Place Jacques Cartier.

Das Hotel de Ville bei Nacht. 

Noch ein Blick auf Downtown Montréal bevor es zur Metro geht.

Fazit: 7 Dinge, die uns aufgefallen sind …

  1. In Québec City sprechen 95 % der Bevölkerung Französisch. Die Sprache der Québeois ist das Herzstück der kulturellen Identität der Provinz und die Bewohner haben jahrhundertelang gegen viele äußere Einflüsse und um ihren Bestand gekämpft. Das dort gesprochene Französisch klingt etwas anders als das in Frankreich oder als das Schulfranzösisch. Wir wurden aufgeklärt, dass man in Québec das „richtige“ französisch spricht, denn die Provinz ist ja auch drei Mal so groß wie Frankreich. 😊
  2. Die Ressentiments gegen die englische Vorherrschaft liest man bis heute auf jedem Québecer Auto-Nummernschild: Je me souviens (Ich erinnere mich)
  3. An fast allen öffentlichen Stellen gibt es Trinkwasser zum Trinken oder Auffüllen von Flaschen.
  4. Alkohol kann man in jedem Lebensmittelladen kaufen. Es wird aber KEIN Alkohol auf der Straße getrunken. Auch in Montréal am Samstagabend bei 28 Grad und Partystimmung auf den Straßen.
  5. Die Straßen, Fuß- und Fahrradwege sind sehr sauber. In Montréal vorbildlich für solch eine große Stadt. Möglicherweise liegt es auch daran, dass wenn jemand z. B. eine Plastikflasche oder Sonstiges einfach so wegwirft 500 $ oder mehr Strafe bezahlt.
  6. In Québec City und Montréal gibt es nur wenige Menschen, die mit Ihrem Hund „Gassi“ gehen. Wir gehen davon aus, dass es in größeren Städten wenige Hundebesitzer gibt.
  7. In Montréal gibt es eine riesige Underground City mit 33 km unterirdischen Passagen. Ein Riesengeflecht aus Plätzen und Kreuzungen, 2.000 Läden und Boutiquen, 200 Restaurants, Rolltreppen zu Bürotürmen, Kinos, Theatern, Hotels, Universitäten und Shopping Malls. Mehr als 150 Eingänge führen zu den konsum-paradiesischen Hades, eine vollklimatisierte Glitzerwelt – nicht nur für Montréals langen Wintermonate mit minus 25 °C. Ein Drittel der 750.000 Pendler nutzen das Untertagenetz auf dem Weg zur/von der Arbeit und brauchen selbst im Winter nur T-Shirt oder Pulli – und kein Auto.