Der Evangeline Trail ist auch die Geschichte der Akadier hier in Nova Scotia. Da wir die Geschichte sehr tragisch finden, hier kurz genannt. Die Akadier von Nova Scotia gerieten im 18. Jahrhundert zwischen die Fronten, als sich dort die Auseinandersetzungen zwischen Engländern und Franzosen um die Herrschaft um diesen Teil der Neuen Welt zuspitzten. Die Akadier selbst waren erfolgreiche Farmer, die durch eine geniale Methode dem Meer fruchtbares Land abrangen und so saftiges Weideland für ihre Rinder erhielten. Sie legten sogenannte “Aboiteaux” an, Deiche mit hölzernen Schleusentoren, die es abfließenden Regenmassen erlaubten, die üppigen Böden in den Gezeiten-Regionen an Nova Scotias Küsten vom Salz zu reinigen. Gleichzeitig blockierten sie das vom Meer hereindringende Salzwasser und machten so die landwirtschaftliche Nutzung dieser Ländereien möglich. An den politischen Wirren um die Herrschaft auf dem amerikanischen Kontinent waren sie nicht interessiert. Trotzdem half ihnen ihr Streben nach Unparteilichkeit nicht viel, weil sowohl Franzosen als auch Engländer sie für ihre Zwecke einspannen wollten. Ihre Weigerung, der englischen Krone den Treueeid zu schwören, führte schließlich dazu, dass alle Akadier im Jahr 1755 enteignet wurden und von ihren Ländereien an der Atlantikküste in Nova Scotia vertrieben wurden. Die meisten von ihnen wurden verteilt auf die englischen Kolonien im Süden oder flohen ins französische Louisiana, wo ihre Nachfahren – die Cajuns – bis heute in den Sümpfen um New Orleans leben. Kleinen Gruppen von Akadiern gelang es in abgelegenen Regionen Nova Scotias auszuharren und unter englischer Herrschaft in ihrer angestammten Heimat zu leben, obwohl sie den geforderten Treueschwur auf die Krone Englands bis heute nicht geleistet haben. Fragt man sie nach ihren französischen Verwandten in Quebec, wiegeln sie ab: schließlich lag in deren unerfüllbaren Forderungen die Ursache für die Vertreibung ihrer eigenen Gruppe begründet. Sie bleiben lieber unter sich und halten sich aus den Angelegenheiten heraus, die über ihre eigenen Interessen hinausgehen. Eine dieser Siedlungen ist die Ortschaft Pubnico an der Südwestküste von Neuschottland, wo sie auf einer schmalen Halbinsel, die sich wie ein Finger von der Atlantikküste Kanadas nach Süden erstreckt, ihre traditionelle Lebensform bis heute erhalten haben.
Entlang des Evangeline Trails weht an den Häusern die Akadische Fahne und viele Orte tragen französische Namen. Wir fuhren in Mavillette zu einem sehr schönen Sandstrand und besuchten danach das Cape St. Mary. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite mit 8 Grad und strahlenden Sonnenschein.