Newfoundland

Wir nehmen in North Sydney (Provinz Nova Scotia) die Fähre nach Newfoundland. Nach 7 Stunden Fährfahrt kommen wir im Fährhafen Channel-Port-aux-Basques an. Wie vorausgesagt, hatten wir auf der Fährfahrt sehr gutes Wetter und konnten die Fahrt genießen – kurz vor Ankunft auf Newfoundland sehen wir sogar einen Wal mehrmals auftauchen.

Bereits auf dem Fährschiff trafen wir Sandra, die mit Ihrem Hund Rosi in Kanada unterwegs ist. Wir fuhren gemeinsam zu unserem Übernachtungsplatz in Channel-Port-aux-Basques. Am nächsten Tag starteten wir vom Grand Bay Beach West aus zu einem Trail. Dabei stießen wir auf einen sehr schönen Strand, Sanddünen und Felsformationen aus Sedimentgesteinen mit metamorphosierten Glimmerschiefer. Auf dem Parkplatz zurück treffen wir auf Silvie und Michel aus Quebec. Die beiden geben uns ganz viele Tipps für unseren Trip auf Neufundland.

Danach machten wir uns auf den Weg zu einem Abstecher nach Rose Blanche. Dort vor der Küste liegen mehrere Dutzend Schiffe auf dem Grund der Cabot Strait. Am Ende steht dort ein Leuchtturm aus dem Jahr 1873. Ein herrlicher Blick auf die raue Küstenformation, an denen pausenlos die Brecher vom Meer zerstäuben, machten die Fahrt zu einem Erlebnis. Nach einem kleinen Rundweg um den Leuchtturm aus Stein machen wir uns auf den Rückweg zum Trans Canada Highway.

Auf dem Trans Canada Highway (TCH) fahren wir weiter in Richtung Stephenville. Auf der Strecke passieren wir dabei eine Höhe namens „Wreckhouse“.  Das Bergmassiv zeigt eine tiefe Einbuchtung mit einem Doppelgipfel. Ein Schild warnt vor „Gust Wind Area“. Die Form der Berge verursacht eine Beschleunigung der Südostwinde zu extremen Windgeschwindigkeiten bis zu 160 km/h. Früher hob der Wind dort sogar Eisenbahnzüge aus den Gleisen und auch in den letzten Jahren kippten wiederholt große LKW’s um. Camper sollten in diesem Bereich besonders vorsichtig fahren. Wir fuhren bewusst an diesem Tag, da der Wetterbericht den Tag zuvor Windböen bis 58 km/h voraussagte und im Internet für diese Stelle das doppelte an Windgeschwindigkeit angegeben war. Aber heute gab es kein Problem und wir parkten auch kurz an der besagten Stelle.

Unser nächster Abstecher brachte uns ins Codroy Valley. Hier ändert sich die Landschaft. In der Region gibt es auf einmal Landwirtschaft und Kleingewerbe. Die Region wird eingerahmt von den Long Range Mountains, den Anguille Mountains und dem Atlantischen Ozean.

Weiter geht es nach Stephenville. Dort treffen wir nochmals auf Sandra mit Rosi und Silvie und Michel. Den darauffolgenden Tag unternehmen wir eine schöne Wanderung oberhalb des Ortes um einen Lake. Das Wetter ist herrlich und wir haben Temperaturen um die 18 Grad und Sonnenschein – Sommer auf Neufundland!

Die Port au Port Peninsula gehört zu den schönsten Landstrichen im Südwesten Neufundlands, nicht zuletzt wegen der herrlichen Aussicht aufs Meer. Am Abend soll es heftige Sturmböen geben und wir machen uns daher gleich morgens auf den Weg zur Port au Port Peninsula. Die Fahrt geht durch mehrere Fischerdörfer und entlang der French Coast mit ihren steilen Klippen zum einzigen französischen Siedlungsgebiet auf Neufundland. Früher befand sich dort das bedeutendste Fischereizentrum Frankreichs auf dem amerikanischen Kontinent. Wir kommen gerade noch rechtzeitig zurück, bevor der Sturm einsetzt.

Von Stephenville fahren wir weiter nach Corner Brook, die zweitgrößte Stadt Neufundlands. Sandra mit Rosi machen sich ebenfalls auf den Weg und wir treffen uns dann wieder in Corner Brook auf dem Übernachtungsplatz. Im Ort fahren wir zum 488 m hohen Marble Mountain. Der Berg ist mit durchschnittlich 5 m Schneehöhe einer der besten Skiberge Ostkanadas. Er hat zahlreiche Loipen und Abfahrten. Von dort wandern wir zu den Steady Brook Falls, die in Kaskaden herabstürzen.

Im Anschluss füllen wir unser Wohnmobil mit Proviant, Wasser und Diesel. Locals (Kanadier) haben uns erzählt, dass einige große Eisberge „unterwegs“ sind. Da müssen wir natürlich hin. Gleich am nächsten Tag früh morgens machen wir uns auf den Weg nach Twillingate, die „Iceberg Capital of the Word“. Twillingate liegt besonders nahe an der sogenannten Iceberg Alley – in Zeiten des Klimawandels schmelzen die Eisberge tendenziell schneller – und daher muss man Glück haben welche zu sehen. Wir kommen abends an und sehen tatsächlich ein paar Eisberge. Die Eisriesen, sind bis zu 80 m hoch und einige hundert Millionen Tonnen schwer. Sie brechen von Südwestgrönlands Eiskappe ab und treiben dann von März bis Juli mit der Meeresströmung an den Küsten Labradors und Neufundlands entlang durch die Iceberg Alley. In manchen Jahren sind es über 10.000, von denen rund 1.000 sogar die mehrjährige Reise bis in die warmen Gewässer des Golfstroms schaffen, bevor sie sich auflösen. Es ist wirklich beeindruckend die Eisberge zu sehen. Vom Long Point Lighthouse haben wir eine sehr schöne Sicht auf die Eisberge und das Meer. Vom Leuchtturm aus machen wir auch ein paar Trails und besuchen die Kupfermine Sleepy Cove Mine.

Dort erleben wir zusammen mit Sandra an zwei Abenden wunderschöne Sonnenuntergänge.

Bevor wir weiterfahren besucht uns morgens ein schwarzer Fuchs.

Als nächstes machen wir einen Abstecher nach Fogo Island. Wir fahren nach Farewell und nehmen von dort die Fähre. Die Insel ist nur 25 x 14 km. Zuerst fahren wir gleich ans Ende der Insel nach Tilting und schauen uns den Registered Heritage District an.

Den Tag darauf fahren wir nach Joe Batt’s Arm. Am Vormittag machen wir eine Wanderung und kommen dabei am Bridge Studio (ein Studio für Künstler) vorbei.

Wir möchten unbedingt die Sensation der Insel anschauen – das Fogo Island Inn. Das architektonisch, herausragende Weltklassehotel, das wie ein Schiff auf Stelzen in einer archaischen Landschaft steht. Es gibt die Möglichkeit das Haus zu besichtigen, auch wenn man kein Gast ist. Wir betreten das Hotel und gehen zur Rezeption und werden sehr freundlich begrüßt. Leider fand bereits die letzte Führung statt. Wir sollten uns aber in den Tearoom begeben und dort kurz warten. Es wird uns angeboten, sobald die letzte Führung abgeschlossen ist, dass wir noch eine Führung durchs Hotel bekommen – unglaublich. Nach 10 Minuten kommt auch schon eine sehr nette Frau auf uns zu und freut sich, uns das Hotel zu zeigen. Das Hotel hat 29 Studios mit raumhohen Fenstern und die Zimmer sind liebevoll mit auf der Insel gefertigten Möbeln und Kunsthandwerk ausgestattet. Ein solches Hotel haben wir noch nie gesehen, es ist wirklich sehr beeindruckend und lässt sicherlich keinen Wunsch offen. Das Hotel wird von der Shorefast-Stiftung unterhalten, die hier ein einzigartiges-sozialökologisches Konzept umgesetzt hat. Der Gewinn aus dem Hotelbetrieb finanziert Projekte, die den Fischerdörfern auf der Insel wirtschaftlich helfen sollen. Am Ende der Führung genießen wir in der Hotelbar am Kamin mit Blick aufs Meer noch ein „Iceberg Beer“.

Am nächsten Tag haben wir wieder mal winterliche Temperaturen und Regen. Wir beschließen die Fähre zu nehmen und zurück nach Neufundland zu fahren. Angekommen in Farewell machen wir uns auf den Weg zum Terra Nova National Park.  Am nächsten Tag starten wir gleich früh morgens zum Coastal Trail und dem Louil Hill Trail. Nach 17 km sind wir dann wieder zurück. Wir hatten Glück mit dem Wetter, da es in der Zeit nicht geregnet hatte.

Unser nächstes Ziel ist dann die Halbinsel Bonavista. Auf dem Weg dorthin kommen wir bei Trinity vorbei. Der Ort gehört zu den ältesten Siedlungen Nordamerikas. Ein Großteil der Gebäude steht unter Denkmalschutz und wurde sorgfältig restauriert.

Als nächstes fahren wir zum Dungeon Provincial Park. Wir schauen uns die spektakulären Felsformationen an der Steilküste östlich von Bonavista an. Das stark zerklüftete, 30 – 50 m hohe Ufer Dungeon Ridge mit senkrechten Abbrüchen, Spalten und fingerartig ins Meer ragenden dunklen Felsen voller scharfer Spitzen und Kanten – man kann nur erahnen welche Naturkräfte so etwas zustande bringen.

Am Ende der Halbinsel am Cape North steht der malerische Leuchtturm „Cape Bonavista Lighthouse Provincial Historic Site“ aus dem Jahr 1843. Wir hatten Glück und konnten einen Eisberg und abends die ersten angekommenen Papageientaucher (Puffins) sehen.

Den darauffolgenden Tag fahren wir weiter bis nach Witless Bay. Auf der Strecke sehen wir weitere Eisberge.

Die Route bringt uns durch eine grandiose Tundra-Landschaft, die man so weit im Süden kaum vermuten würde. Zwischen Felsbrocken und Findlingen, die weiträumig über einer Hochebene verstreut liegen wächst eine Pflanzenwelt, die eigentlich nördlicheren Gefilden entspricht.

Am nächsten Tag fahren wir weiter nach St. John’s. Den Hafen von St. John’s können wir sehr schön vom Signal Hill sehen. Man erkennt links gut die schmale geschützte Einfahrt, und wir können gut nachvollziehen, dass sich die Stadt leicht verteidigen ließ. Die Kanonen der Queens Battery demonstrieren noch die einst wichtige Wehrhaftigkeit der Stadt.

Im Signal Hill National Historical Park haben wir den 1900 erbauten Cabot Tower besucht. Den Tower kann man besteigen und wir konnten einen spektakulären Blick übers Meer – mit Eisberg im Hintergrund, die Stadt und die Hafeneinfahrt genießen.

Im Anschluss haben wir uns noch die Stadt St. John’s angesehen. Da die Mehrzahl der alten Gebäude beim Großfeuer 1892 zerstört oder im 20. Jahrhundert abgerissen wurden, hat die Altstadt kaum historische Sehenswürdigkeiten. Beeindruckt haben uns die bunt gestrichenen Fassaden vieler Häuser.

Bei der City Hall beginnt mit dem Kilometer „0“ der Trans Canadian Highway, der 7.775 km weiter westlich in Victoria, British Columbia, endet.

Nach dem Stadtbesuch ging es weiter nach Cape Spear. Wir verlassen St. John’s in Richtung Süden und gelangen nach 15 Minuten Fahrt an die zerklüftete Küste von Cape Spear. Der östlichste Punkt des amerikanischen Kontinents wird durch einen Leuchtturm markiert. Fast 100 m über dem Meer ragt der 1835 errichtete Leuchtturm auf, das älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtfeuer der Provinz. Die angrenzenden Befestigungsanlagen aus dem letzten Weltkrieg, die deutsche U-Boote abwehren sollten, gehören ebenfalls zum National Historic Site. Europa ist von dort aus kaum weiter entfernt als Toronto – so ein großes Land ist Kanada.

Auch am Cape Spear haben wir Glück und sehen einen Eisberg. An einem schönen Aussichtspunkt fehlen nicht die typischen roten Stühle.

Von Cape Spear machten wir uns auf dem Weg den North Head Trail zu gehen.

Am Ende des Trails wartet zu unserer Überraschung wieder ein Eisberg auf uns. Aufgrund der niedrigen Temperaturen – wir haben kaum Werte im zweistelligen Bereich – sind einige Eisberge noch „unterwegs“.

Zurückgekommen nach dem Trail ist der Eisberg am Cape Spear am Abend etwas „eingebrochen“ und die Sonne kam heraus. Ein Ausflugsboot sieht sich den „neuen“ Eisberg etwas genauer an.

Die nächsten Tage fahren wir sehr viel, da unser Ziel der Gros Morne Nationalpark ist. Das Wetter ist grau, regnerisch und windig. Die Temperaturen erreichen tagsüber gerade mal 5 Grad. Auf der Fahrt dorthin sehen wir unseren ersten Elch – Moose wie er in Kanada genannt wird.

Der Gros Morne Nationalpark besteht aus dicht bewaldeten Bergen, glasklaren Seen, tiefblaues Wasser, schroffe Felsformationen und hier und da ein kleines Fischerdorf. Durch den Nationalpark zieht sich die Bergkette der Long Range Mountains. Sie stellen die Fortsetzung der Appalachen dar und gelten als das älteste Gebirge der Erde – The Galapagos of Plate Tectonics – wie die Einheimischen sagen.

Als erstes unternehmen wir im NP eine kleine Wanderung zu den Tablelands. Das sind kahle, gelbbraune Berge inmitten des Grüns im südlichen Teil des NP und wirken wie willkürlich hineingestellt. Durch tektonische Verwerfungen vor 460 Mio. Jahren wurde eine Gesteinsschicht aus mehr als 10 km Tiefe an die Oberfläche gehoben. Es handelt sich hierbei um Peridodit, dessen Zusammensetzung keinerlei Pflanzenwachstum ermöglicht.

Ein weiteres Highlight des NP ist der Trail Green Garden. Es handelt sich dabei um eine anstrengende Wanderung in Richtung Küste. Eiszeitliche Gletscherbewegungen brachten große Felsen und Steinbrocken hervor und auch hier sehen wir wieder geologische Besonderheiten, wie bei den Tablelands.

Ein weiteres Highlight: Wir sehen zwei Wale, einer davon war fotogen.

Wir fahren weiter in Richtung Norden des NP bis zu den Bakers Brook Falls und Berry Hill. 

Das Wetter ist noch etwas unbeständig. Angekommen am NP Campground machen wir eine kleine Wanderung um den dortigen kleinen See.

Den darauffolgenden Tag laufen wir den Bakers Brook Falls Trail und den Berry Hill Trail. Das Wetter wird nun immer besser und es kommt die Sonne durch.

Auf dem Berry Hill hat meinen einen schönen Blick auf den Gros Morne Mountain..

Beim Besuch des Visitor Centers erfahren wir, dass wir den höchsten Berg, den Gros Morne Mountain nicht begehen können. Aus geologischen Gründen ist eine Begehung erst ab Juli erlaubt. Wir machen uns daher auf den Weg zum Lobster Cove Head mit Lighthouse.

Danach fahren wir zum Parkplatz des Coastal Trails, den wir auch laufen.

Am Campground im NP machen wir abends unser erstes Lagerfeuer. Das Holz dafür kann man beim Ranger erwerben. Nachdem das Holz brennt gönnen wir uns ein Moosehead Bier – stilecht.

Wir fahren weiter im NP. Unser Ziel ist die Wanderung zum Western Brook Pond (bis zum Schiffanleger). Dort angekommen verzichten wir aufgrund des schlechten Wetters auf die Bootstour. Wir genießen aber trotzdem die spektakuläre Kulisse. Eine Besonderheit ist das klare Wasser. Man kann ohne weiteres bis zu 10 m tief sehen. Der See ist sauberer als überhaupt möglich, keinerlei Schlamm oder Schlick oder auch toxische Verunreinigungen – solch einen Gewässerzustand nennt man „ultraoligotroph“.

Ganz im Norden des NP fahren wir nach Cow Head. Wir machen von dort aus den Point of the Head Trail. Der durch Fichtenbestand zur Küste führt. Am Ende des Cow Head besteht das Ufer aus fossilhaltigem Kalkstein – ehemals Meeresboden – mit dicht nebeneinander stehenden Schichtplatten.

Wenige Kilometer nördlich des Gros Morne NP stehen dicht an der Küstenstraße die sogenannten Arches am Strand. Aus einer gewaltigen Felswand aus porösem Kalksteinkonglomerat, die einsam aus dem Strand ragt, hat das Meer an mehreren Stellen große Bögen herausgespült.

Weiter in Richtung Norden fahren wir nach Port-au-Choix, einem National Historic Site. Durch Zufall fand genau an diesem Tag der Maritime Archaic Indians Tag statt. Dort lebende Kanadier sangen Lieder in der Sprache Ihrer Vorfahren, es gab selbstgemachte Marmelade und Kuchen bzw. Torte. Wie immer, waren die Neufundländer sehr nett und haben sich über unseren Besuch sehr gefreut.

Noch etwas nördlicher besuchen wir L’Anse aux Meadows National Historic Site. Es handelt sich um eine Wikingersiedlung. Dort kann man die Rekonstruktion der alten Grassoden-Häuser besichtigen. Im inneren, an zentraler Stelle, brennt wie früher ein Feuer. NP Angestellte in historischer Kleidung informieren die Besucher über die Wikingerzeit.

Links und rechts der Straßen findet man immer wieder Roadside Gardens. Das sind kleine bewirtschaftete Gärten am Straßenrand. Familien von Fischerdörfern nutzen die gut zugänglichen Flächen zur Versorgung. Dort werden Kartoffel, Mohrrüben, Kohl, Brokkoli und Salat angebaut. Es gibt – und das ist hier besonders – kein Eigentum an Gartengrundstücken, aber auch kaum Diebstahl. Größte Sorge der Kleingärtner ist es, die kurze Vegetationszeit richtig zu nutzen. Gleich nach der Schneeschmelze im Mai beginnt die Arbeit, und geerntet werden muss spätestens vor den Herbstfrösten.

Am Straßenrand finden sich immer wieder Schlitten. Einerseits für den Holztransport und andererseits für den Transport von Schlittenhunden.

Bei Flowers Cove machen wir noch einen Stop. Dort findet man direkt an der Küste merkwürdige Felsgebilde, die es in dieser Form sonst nur in Australien gibt – Thromboliten – entstanden aus Milliarden Jahren alten Lebewesen.

Es regnete immer noch „Cats and Dogs“ und es herrschen winterliche Temperaturen um die 5 Grad. Des Weiteren gab es eine Wetterwarnung mit Starkregen und starken Windböen. Am Tag darauf beruhigt sich das Wetter und wir fahren nach St. Barbe. Von da aus nehmen wir die Fähre nach Blanc-Sablon, in Labrador. Auf dem Weg dorthin sehen wir einen fotogenen Elch.

Labrador

Wir erreichen Labrador mit der Autofähre, die die Strait of Belle Isle zwischen Neufundland und Labrador überquert. Die Fährfahrt dauert ca. 2 Stunden. Der Ankunftshafen Blanc Sablon liegt noch in der Provinz Quebec. Aber nach 3 km erreicht man die Grenze zu Labrador und kurz danach das Fischerdorf L’Anse-au-Clair. Unsere ersten Eindrücke von Labrador auf unserer Fahrt nach Bonne-Espérance.

Die Straße hört dann auf (Provinz Quebec) und wir kehren um und fahren zurück bis nach L’Anse Amour (Provinz Labrador). Die zunächst asphaltierte Straße führt über Hügel und Niederungen mit Wiesen und niedrigen Baumbestand.

Wir biegen in eine Stichstraße ab und befinden uns gleich auf einer ungeteerten Straße, sprich Gravel Road.

Wir fahren bis zum Point Amour, dort steht der höchste Leuchtturm der Atlantikprovinzen (33 m hoch). Auf der Rückfahrt kommen wir beim Raleigh Trail vorbei. Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang, auf dem rostige Eisenteile, die auf Uferwiesen und über den Strand verstreut liegen. Wir haben an diesem Tag Glück mit dem Wetter. An einer Tafel am Leuchtturm steht, dass an dieser Küste oft an 9 von 10 Tagen Nebel herrscht, und am 10. Tag gibt es Sturm.

Wir fahren die Gravel Road wieder zurück bis zur geteerten Hauptstraße #510 – dem Trans Labrador Highway. Von dort geht es weiter in Richtung Mary’s Harbour. Zur Versorgung der Bevölkerung gibt es immer wieder kleine Flughäfen und auch Wasserflugzeuge werden genutzt. Wir können ein Wasserflugzeug beim Starten beobachten.

Auf der Strecke kommen wir bei Red Bay vorbei. Dort besuchen wir das Red Bay National Historic Site. Dort gibt es eine informative Ausstellung zur Walfängerei des 16. Jahrhunderts.

Wir erreichen Mary’s Harbor. Wir verlassen den Trans Labrador Highway und befinden uns gleich wieder auf einer Gravel Road.

In Mary’s Habor sehen wir eine Rotfuchs vorbeilaufen.

Bei unserer Weiterfahrt überqueren wir den Pinware River.

Der Highway ist immer noch gut ausgebaut. Der Schnee ist immer noch stellenweise vorhanden.

Plötzlich taucht ein junger Bär am Straßenrand auf. Leider können wir ihn nicht mehr fotografieren, da wir zu langsam sind. Etwas später haben wir dann aber noch die Gelegenheit, einen weiteren ausgewachsenen Schwarzbären zu sichten und zu fotografieren.

Inzwischen haben wir die Information von Einheimischen erhalten, dass der Trans Labrador Highway gesperrt wurde. Bei dem Unwetter am Sonntag, als wir noch auf Newfoundland waren, wurde die Straße unterspült und ein Teil der Straße wurde schlichtweg weggerissen. Die Straße wurde so schwer beschädigt, dass die Straßenreparatur einige Tage in Anspruch nehmen wird. Es wurde mit Hubschraubern und Flugzeugen ein Notdienst für dort Gestrandete eingerichtet. Leider gibt es auf Labrador nur einen Radiosender, den man mit der Autoantenne empfangen kann – aber auch nur selten hereinkommt. Falls man ihn hereinbekommt, dann bringt er aber keine Straßeninformationen. Wir waren daher auf Informationen von der dort lebenden Bevölkerung angewiesen. Diese waren gut informiert, da sie Satellitenradio haben. Internet gibt es selten bis gar nicht. Falls ja, dann eine sehr schlechte Verbindung.

Wir stellten uns darauf ein, dass wir einige Tage überbrücken müssen. Nachdem wir Mary’s Harbour hinter uns lassen planen wir das Fischerdorf St. Lewis zu besuchen.

Nach Verlassen des Trans Labrador Highways befinden wir uns wieder auf einer gut ausgebauten Gravel Road. Wir fahren die Strasse 30 km und erreichen St. Lewis – die Heimat der Eisberge – wie das Straßenschild behauptet. Die Landschaft wirkt offener, die Bäume treten weit auseinander, gelbliches Rentiermoos leuchtet in größeren Flächen auf sanften Hügeln zwischen kleinen Seen.

Wir besuchen dort einen schönen Picknickplatz und bleiben zwei Tage. Wir sehen insgesamt 7 Eisberge – auch von unserem Camper aus. Die Leute sind sehr freundlich. Mit zwei dort lebenden Kanadiern unternehmen wir eine kleine Wanderung zum Fishermens Point und genießen am östlichsten Punkt Nordamerikas, den man mit dem Fahrzeug fahren kann, eine herrliche Aussicht.

Nach einer kurzen Wanderung erreichen wir in einer Bucht einen großen Eisberg. Wir gehen nicht den Trail ganz bis zum Eisberg, da uns die Kanadier informieren, dass sich dort eine Bärenmutter mit ihren Jungen aufhält.

Blick vom Camper auf die Eisberge – auch beim Sunset schön.

Nach zwei Tagen verlassen wir St. Lewis und machen uns auf den Weg nach Port Hope Simpson. Wir hoffen, dort neue Informationen zwecks Straßensperrung zu erhalten.

An der Tankstelle in Hope Port Simpson bekommen wir die Info, dass am Sonntagnachmittag die Straße wahrscheinlich wieder geöffnet wird. Port Hope Simpson hat die letzte „große“ Versorgungsinfrastruktur mit einer Tankstelle. Man hat dort auch die Möglichkeit noch ein Satellitentelefon zu bekommen, damit man das in einer Notsituation nutzen kann. Wir haben seit mehreren Tagen kein Telefonnetz mehr. Aufgrund der aktuellen Situation steht kein Satellitentelefon mehr zur Verfügung.

Wir suchen uns einen Übernachtungsplatz in Port Hope Simpson am Fluss. Es kommen immer wieder Fischer vorbei und wir unterhalten uns mit dem ein und anderen. Kurze Zeit später kommt ein Fischer nochmals zurück. Er schenkt uns einen Fisch und lädt uns zu sich nach Hause ein. Wir sollten lieber bei ihm auf dem Grundstück mit unserem Wohnmobil stehen wegen der Bären. Er fährt mit seinem Truck vor und wir hinterher, bis zu seinem Haus. Wir parken auf seinem Grundstück unseren Camper und bekommen auch noch Strom. Dann lädt er uns ein, seine Cabin zu besichtigen. Zusammen fahren wir mit seinem Truck 17 km eine Offroad-Strecke zu seiner Cabin – mitten im Niemandsland in der Wildnis. Der nächste Nachbar ist 4 km weit entfernt. Wir erfahren, dass er immer eine Schusswaffe ihm Fahrzeug hat zwecks der Bären. Seine Cabin ist mit Holzbrettern, die mit langen Nägeln, die nach außen zeigen, verbarrikadiert. Mit einem Akkuschrauber demontiert er die Bretter. Der Schutz ist notwendig, da schon mal vier Bären aufgetaucht sind und in das Haus eindringen wollten.

Wir verbrachten den Abend in seiner Cabin. Vor der einbrechenden Dunkelheit sind wir dann wieder nach Port Hope Simpson zurückgekehrt. Auf dem Rückweg sahen wir auch noch ein Stacheltier. Es war ein sehr schöner Abend mit Stafford – vielen Dank. Du hast uns viele Einblicke gegeben, wie die Kanadier in Labrador leben.

Am nächsten Morgen begrüßt uns Stafford mit der Meldung, dass der Trans Labrador Highway seit Freitagnacht wieder einspurig befahrbar ist. Wir verabschieden uns herzlich und machen uns zeitig auf den Weg in Richtung Cartwright Junction bzw. Happy-Valley-Goose Bay. Wir haben vor, die knapp 300 km Gravel Road an einem Tag zu fahren.

Wir fahren noch ca. 20 km auf asphaltierter Straße und diese geht dann über in eine Gravel Road. Ab jetzt beginnt der „unpaved“ Trans Labrador Highway. Bis zur Cartwright Junction sind es über 150 km durch eine menschenleere Region, es dominiert dichter Wald. Hin und wieder erkennt man die Mealy Mountains im Nordwesten. Wir haben Glück, dass es die letzten Tage nicht geregnet hat und die Straße trocken ist – dafür viel Staub beim befahren in der Luft liegt. Bei Regen wird die Straße schmierig und lässt sich (noch) schlechter befahren.

Zwischen Port Hope Simpson und Happy Valley-Goose Bay gibt es kein Netz und auch keine Tankstelle. Es kommt gefühlt alle halbe Stunde ein Fahrzeug entgegen, aber dann ist der Staub so aufgewirbelt, dass man kurzfristig nichts mehr sieht.

Die Fahrt auf dem Trans Labrador Highway war sehr anstrengend und als wir wieder Asphalt unter den Rädern hatten, waren wir sehr froh. Eine Überraschung hatten wir dann erst noch später entdeckt. Unsere gesamte Heckgarage mit allem was dort verstaut ist, ist nun mit 2 mm dicker Staubschicht des Labrador Highways geschmückt.

Auf der Strecke sahen wir insgesamt vier Bären.  Einen Bären konnten wir fotografieren, als er neugierig schaute, was da kommt. Danach verzog er sich wieder ins Dickicht.

Wir kommen an der Stelle vorbei, an der die Strasse von den Wassermassen ca. 20 m weggerissen wurde. Das unbrauchbare Wasserrohr wurde durch ein neues ersetzt – der Truck der mitgerissen wurde liegt immer noch im Flussbett.

Wir übernachten in der Nähe von Happy Valley-Goose Bay und fahren am nächsten Tag weiter in Richtung Labrador City.

Wir tanken, da erst wieder bei Churchill Falls, auf halber Strecke, eine Tankstelle zu finden ist.  In Churchill Falls leben nur Mitarbeiter der Churchhill Falls Labrador Corporation (Kraftwerk). Auch die 240 km von Churchill Falls nach Labrador City führen durch ein völlig unbewohntes Wildnisgebiet mit unendlichen Fichten- und Birkenwäldern, sauberen Seen und Flüssen, Moorlandschaften, Moränen und Tundra.

Labrador City wurde in den 1960er Jahren gegründet, nachdem man dort mitten in der Wildnis Eisenerz und Kohle entdeckt hatte, die obendrein im Tagebau abgetragen werden können. Für den Transport konstruierte man eigens eine Eisenbahntrasse zum Hafen Sept Iles am St. Lawrence River.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg, wieder zurück in die Zivilisation zu fahren. Nach wenigen Kilometern verlassen wir die Provinz Labrador und überqueren die Grenze zur Provinz Quebec. Wir starten auf einer relativ gut ausgebauten Strasse. Diese geht dann über in eine Schotter- und Lehmpiste. Wir fahren ca. 100 km durch ein Minengebiet gigantischen Ausmaßes. 

Es stimmt uns schon etwas nachdenklich und bringt uns den Begriff Zivilisation und dessen Bedeutung für die Natur spürbar nahe. Wir waren nun über vier Wochen in Newfoundland und Labrador, das heißt „unverdorbene“ Natur ohne Massentourismus mit großen zusammenhängenden Wildnisgebieten – und sind nun wieder in der Zivilisation angekommen.

Fazit: 6 Dinge, die uns aufgefallen sind …

  1. Das Leben auf Newfoundland und Labrador bedeutet ca. 8 Monate Schnee und 4 Monate Frühjahr, Sommer und Herbst. Wir haben glückliche Menschen getroffen, denen der Schnee nichts ausmacht. „Man muss sich nur wärmer anziehen“ ist deren Motto. Die Menschen genießen die Natur und die Weite des Landes und freuen sich auf den Winter.
  2. Im Winter wird es im Schnitt bis zu – 25 Grad kalt. Die Belle Isle of Strait gefriert zu und dann gibt es kaum noch eine Versorgung der auf Labrador lebenden Bevölkerung. Wenn der Strom zufriert wird vorher Benzin und Lebensmittel gebunkert. Die Bewohner haben große Kühlschränke/-truhen und dort werden viele Lebensmittelvorräte eingefroren. Auch Obst, wie Heidel-, Wild- und Blaubeeren werden eingefroren. Im Winter wird davon beispielsweise Marmelade gekocht.
  3. Winter bedeutet auch Schneemobil fahren und Eisfischen.
  4. Holz wird im Wald im Winter mit dem Schlitten geholt.
  5. In der schneefreien Zeit wird Holz geschlagen und gespalten. Ein Jahr wird dann das Holz getrocknet und im zweiten Jahr für das Heizen genommen.
  6. Beim Wandern sollte man immer einen Bärenspray und eine Bärenglocke dabeihaben. Newfoundland und Labrador bedeutet Wildnis und unberührte Natur. Auch die Locals haben viel Respekt vor den Schwarzbären und schützen sich entsprechend.