Nachdem wir die Provinz Alberta erreichen fahren wir auf dem Highway #1 über Banff und Canmore weiter bis wir Calgary erreichen.

Calgary

Das Wetter ist eine große Herausforderung. Es regnet, es regnet und es regnet… immer wieder Unwetterwarnungen. Jeden Tag checken wir den Wetterbericht, wann wir wie und was unternehmen können. Nach fünf Tagen soll es dann für einen Tag mal nicht regnen. Wir beschließen diesen Tag für Sightseeing Calgary zu nutzen.

Die 1875 gegründete Stadt ist mit 1,24 Mio Einwohnern die größte Stadt der Provinz Alberta und die viertgrößte Stadt Kanadas. Der Slogan >Go West<, um das Glück zu machen, hat immer noch Gültigkeit. Calgary ist ein neues Mekka für Ingenieure, Wirtschaftsberater, Rechtsanwälte, Geologen und Computerspezialisten. 

Calgary ist die Hauptstadt der kanadischen Ölindustrie und Hochfinanz. Von den Öl- und Erdgasgesellschaften des Landes haben die meisten, nämlich mehrere Hundert, hier ihr Hauptquartier. Die wirtschaftliche Entwicklung der 1960er und 1970er Jahre verursachte eine Baulust ohnegleichen, die bis heute angehalten hat.

Wir parken unseren Camper außerhalb der Stadt, um mit dem Stadtbus in die Innenstadt zu gelangen. Wir sind schon zeitig an der Bushaltestelle, die an einer vierspurigen Strasse liegt. Ein PKW hält an. Der Fahrer möchte wissen, wo es von hier aus zum Flughafen geht. Leider können wir ihm nicht weiterhelfen. Dann fragt er uns, ob er uns denn mitnehmen kann. Als wir ihm die Innenstadt nennen, bietet er uns an, in die Stadt zu fahren. Wow – wieder ein sehr netter und hilfsbereiter Kanadier!!!  Nach 15 Min. Fahrt steigen wir mitten in der Stadt beim Calgary Tower aus. Wir können es nicht glauben, wie nett die Kanadier sind.

Wir stehen kurz vor dem Calgary Tower und eine Frau kommt auf uns zu und fragt uns, wo wir denn hingehen möchten. Dann gibt sie uns ganz viele Tipps für eine Stadtbesichtigung. Sie verabschiedet sich und wünscht uns eine tolle Zeit in Calgary – unglaublich – wieder ein Beispiel, wie überaus hilfsbereit und nett die Kanadier sind.

Nun zu unserer Downtown Runde deren Start am Calgary Tower beginnt. Der Calgary Tower ist 192 m hoch und einst ein herausragender Punkt der City Skyline.

Die Wolkenkratzer (Skyscraper) sind bemerkenswert. The Bow mit 236 m ist das zweithöchste Gebäude. 

Der Telus Sky mit 222 m ist das dritthöchste Gebäude in Calgary. Die höchsten Skyscraper von Calgary sind schon sehr beeindruckend.

Die öffentliche Bibliothek mit ihrem formschönen Eingang. 

Der East und Westbound Train, der kostenlos in der Fußgängerzone genutzt werden kann.

Dazwischen in der Fußgängerzone immer wieder Bürgersteige die 4,5 m hoch liegen. Diese werden Plus 15 Skywalks genannt. Mit über 30 verglasten Brücken verbindet der Plus 15 Skywalk auf einer Gesamtlänge von über 16 km in der Innenstadt viele Gebäude, Malls und Shoppingcenter. In den kalten Wintern und bei schlechtem Wetter braucht man also praktisch gar nicht nach draußen, um Einkäufe zu erledigen oder zum Lunch zu gehen. 

Ein beliebter Treffpunkt der Calgarians ist die Fußgängerzone in der Stephen Avenue Mail. Schimmernde Wolkenkratzer stehen an diesem Straßenzug und auch ältere Gebäude.

Am Ostende erreichen wir den Olympic Plaza. Hier trafen sich während der Olympischen Winterspiele allabendlich Zehntausende, um der Siegerehrung und dem Feuerwerk zuzusehen und spontane Straßenfeste zu feiern. 

Zusammen mit der anschließenden Municipal Plaza bildet der Platz das Herz der Stadt. Zierlich wirkt das Sandsteingebäude des alten Rathauses mit den roten Ziegeldächern vor dem blau schimmernden Glaspalast des neuen Municipal Building, in dem 1.700 Stadtangestellte arbeiten.

Ein weiteres Highlight ist der Devonian Garden in der Fußgängerzone. Der Garten befindet sich im 4. Stock eines Einkaufs- und Bürokomplexes. In dem über zwei Stockwerke gehenden Indoor Park ist – inmitten dichter Vegetation aus kanadischen und tropischen Pflanzen – das Treiben der Stadt und Fußgängerzone weit entfernt.

Dann gehen wir weiter bis zum Prince Island Park. Dort nehmen wie die Fußgängerbrücke zur Nordseite des Bow River. Von dort steigen wir über zahlreiche Treppenstufen hinauf zum Aussichtspunkt am McHugh Bluff Park. Nach gut 500 m Fußweg genießen wir eines der schönsten Panoramen auf Calgary.

Noch ein kurzer Besuch in Chinatown und dann geht es wieder zurück zur Innenstadt.

Nachdem die ersten Regenwolken aufziehen eilen wir zur Bushaltestelle. Unser Bus kommt pünktlich. Wir fragen sicherheitshalber den Busfahrer, ob wir im richtigen Bus sind und er unsere Bushaltestelle anfährt. Nach einem kurzen Gespräch möchten wir die Fahrkarte kaufen. Er winkt ab … er möchte vielmehr wissen wie uns Calgary gefallen hat und was wir uns angeschaut haben.

Als wir aussteigen zeigt er uns eine Abkürzung die wir nehmen können, damit wir noch trocken zu unserem Camper kommen. Die dunklen Regenwolken sind schon bedrohlich nahe. Auch wieder eine für uns überwältigende Begegnung, wie nett die Kanadier sind.

Den Abend lassen wir mit Casino Atmosphäre ausklingen.

Banff Nationalpark

Von Calgary aus nehmen wir die Highway #1. Der Banff Nationalpark ist unser Ziel.

Hübsch gelegen im Tal des Bow River und umgeben von den schroffen Gipfeln der Cascade und Stoney Mountains im Norden, dem Tunnel Mountain im Osten und dem bewaldeten Sulfur Mountain im Süden erreichen wir den Ort Banff. Das touristische Zentrum lassen wir links liegen und nehmen die etwas weniger befahrene Straße 1A um nach Lake Louise weiterzufahren.

Wir haben Glück und sehen einen Grizzlybären unweit der Straße.

In Lake Louise sind alle Parkplätze überfüllt. Wir fahren ein kurzes Stück zurück und versuchen zum Moraine Lake zu gelangen. Der See soll landschaftlich genauso attraktiv wie Lake Louise sein, allerdings nicht so überlaufen. Auch dort herrscht am Samstag, bei schönstem Wetter Parkplatzmangel. Wir haben jedoch großes Glück. Ein Ranger öffnet für uns die Schranke und wir dürfen die Stichstraße zum Moraine Lake fahren. Der See liegt im Tal der zehn Gipfel.

Nachdem wir unseren Camper abgestellt haben starten wir unsere Wanderung, die um den stillen, milchig blauen Gletschersee herumführt. Im Anschluß laufen wir noch den Rockpile Trail. Dieser führt zu einem wunderschönen Aussichtspunkt. Der Blick auf den türkisfarbenen Gletschersee, den die wild gezackten, schneebedeckten Felsgipfel umrahmen, ist unglaublich schön. 

Wir beschließen den Samstag nicht zu spät ausklingen zu lassen, um noch einen freien Campingplatz zu bekommen. Auf der Fahrt dorthin sehen wir plötzlich am Straßenrand einen Schwarzbären. Kurz danach tauchen noch zwei Jungtiere auf. Nachdem der Verkehr steht, überquert die Bärenmutter zügig die Straße und hinterher kommen tollpatschig die Bärenbabys. 

Der Campingplatz am Mosquito Creek hat auf uns gewartet. Wir bekommen einen Stellplatz direkt am Fluss.

Am nächsten Morgen geht es weiter bis zum Crowfoot Glacier. Die Spiegelung der Berge im glasklaren Wasser ist faszinierend.

Jasper Nationalpark

Wir sind nun auf dem Icefield Parkway. So heißt der 230 km lange Teil des Highway 93 der bis in den Norden nach Jasper führt. Dies soll eine der schönsten Bergstraßen der Welt sein, sie führt entlang der kontinentalen Wasserscheide mitten durch das Herz der kanadischen Rockies, vorbei an zahlreichen Gletschern, Wasserfällen, Seen und grandiosen Bergketten und tiefgrüne Fichtenwälder. 

Die Straße windet sich am Bow Lake bis zum Bow Summit hoch. Mit 2.067 m der höchste Pass des Icefields Parkway. Wir fahren eine kurze Straße vom Highway weg und erreichen einen Parkplatz und nehmen dort den Wanderweg zum Peyto Lake Viewpoint. Hier dann der atemberaubende Panoramablick über den in intensivem Blau leuchtenden „Bilderbuch“-See. Der Peyto Lake ist bis Juni mit Eis bedeckt und ist ein Gletschersee, der durch die im Schmelzwasser enthaltenen Sedimente seine typische Farbe erhält. Die extrem feinen Gesteinspartikel reflektieren besonders das blau-grüne Farbspektrum. Deshalb ist der See bei Beginn des Sommers noch tiefblau.

Danach noch ein kurzer Halt am Waterfowl Lake Viewpoint.

Das nächste Highlight erreichen wir beim Howse Pass, den Mystaya Canyon. Hier hat sich der Fluss in Jahrtausenden tief in den Kalksteinfels eingegraben und durch mitgeführte Steine und Felsbrocken Treppen, Bögen, Kessel und Höhlen aus dem Fels geschliffen.

Danach haben wir am Howe River Viewpoint einen beeindruckenden Panoramablick über das Tal des North Saskatchewan River und die Täler seiner Zuflüsse des Mistaya und Howse River.

Dann noch ein Wasserfall. Das Wasser sucht sich den Weg über die steile Felskante. Im Winter ist dies ein belieber Felsen für Eiskletterer.

Auf unserer weiteren Fahrt sehen wir Bighornschafe.

Danach geht es weiter zum Sunwapta Pass, der zugleich die Grenze zum Jasper Nationalpark markiert. Gleich hinter dem Pass erreichen wir den Höhepunkt unserer Fahrt. Wir erreichen das Columbia Icefield, dem der Mount Columbia, mit 3.747 m der zweithöchste Berg der kanadischen Rockies, seinen Namen gab. 

Es ist das größte Eisfeld der Rocky Mountains. In 2.000 m Höhe bedeckt die über 360 m dicke und 325 qm große Eisfläche die Berge und Täler an der kontinentalen Wasserscheide. Acht Gletscher haben hier ihren Ursprung. Ihr Schmelzwasser speist drei von Kanadas großen Flussystemen, die in drei Meere münden: 

Im Westen fließt der Columbia River zum Pazifik, Im Norden der Athabasca zum Eismeer und im Osten der North Saskatchewan River über die Hudson Bay zum Atlantik.

Wir laufen den Trail zum Athabasca Gletscher. Vorbei am Sunwapta Lake gehen wir über Geröll der Endmoräne bis zum Fuß des Gletschers. Hinweisschilder entlang des Wegs zeigen die jeweilige Ausdehnung des Gletschers während der vergangenen Jahrzehnte an. Wir sind erschrocken, wie weit sich der Gletscher bereits seit dem Jahr 2006 zurückgebildet hat.

Auf unserer Weiterfahrt ein schöner Blick auf den Stutfield Gletscher. Kurz danach wieder ein spektakulärer Wasserfall.

Auf der Weiterfahrt dann eine Übernachtung auf dem Honeymoon Campground!

Frühmorgens auf unserer Fahrt hatten wir immer wieder die Möglichkeit Tiere zu beobachten. An diesem Morgen treffen wir auf Wapiti-Hirsche, Wapiti und Schneeziegen. Eine Schneeziege verliert bereits ihren Pelz.

Den Ort Jasper lassen wir links liegen und fahren weiter in Richtung Maligne und Medicine Lake. Am Maligne Valley Overlook haben wir einen Blick über das ganze Tal. Auch dort wieder die Warnung vor Bären.

Dann erreichen wir den Maligne Canyon. Das ist eine Slot-Schlucht im Jasper National Park. Der Canyon ist über 50 m tief und besteht aus Wasserfällen und unterirdischen Bachläufen. Das besondere an diesem Canyon ist, das dieser aus einem Karstsystem besteht, d.h. einem Höhlensystem des verkarsteten Untergrundes. Beim überqueren der fünf Brücken im Canyon sehen wir, was man darunter versteht. Auf dem Weg zur dritten und vierten Brücke werden die Felswände allmählich niedriger. Dafür passieren wir nun unzählige Quellen ,die aus den Höhen in die Schlucht schießen. An mehreren Stellen tritt so viel Wasser ans Tageslicht, dass der Maligne River rasch zu einem reißenden Fluss anschwillt. Das Karstsystem des Maligne ist einzigartig und gilt als das größte dieser Art in der Welt.

Danach fahren wir weiter zum Medicine Lake. Auch dieser Lake ist eine geologiesche Besonderheit. Sein Wasser und das des Maligne River verschwindet alljährlich im Herbst in einem Hölensystem des verkarsteten Untergrundes. Erst im 17 km entfernten Maligne Canyon taucht es wieder auf. Vom Herbst bis zum Frühjahr durchziehen nur dünne Rinnsale den ausgetrockneten Seeboden, bis dann das starke Schmelzwasser der Gletscher den See im Sommer auffüllt und auch der Maligne River wieder munter durch sein Bett strömt. Wir können uns nur schwer vorstellen, dass der ganze See wie eine Badewanne nach unten ausläuft – für uns tatsächlich ein Naturwunder.

Auf unserer Weiterfahrt zum Maligne Lake sehen wir einen jungen Bären. Er scheint es sich auf einem Baum bequem zu machen. 

Am Ende des Tals erreichen wir den Maligne Lake. Wir unternehmen einen Spaziergang am See. Mit einer Länge von 22 km, einer durchschnittlichen Breite von 1 km und einer Riefe von bis zu 96 m ist der Maligne Lake der größte See der kanadischen Rockies. Außerdem soll er für Rekordforellen bekannt sein.

Bei der Fahrt aus dem Tal heraus sehen wir nochmals zwei Schwarzbären. Einen jungen Bären auf einem Baum. Der gerade dabei ist seine Liegeposition zu testen. Der andere Bär ist bereits vom Regen schon ganz schön nass geworden. Er würdigt uns keines Blickes und läuft an unserem Camper vorbei.

Wir verlassen den Banff-Jasper Nationalpark. Für uns geht die Fahrt auf dem Bighorn Highway und dann auf der Scenic Route to Alaska weiter nach Grand Prairie.