Florida

Unsere 14 Tage Quarantäne und auch die anschließende „stay at home order“ des Gouverneurs von Kalifornien verbrachten wir gesund in einem Ferienhaus in New Smyrna Beach, Florida. Hierfür möchten wir uns bei Birgit und Woody für deren spontane Hilfe und Aufforderung, die schwierigen ersten Wochen der Pandemie in Florida in Ihrem Ferienhaus zu verbringen, recht herzlich bedanken. Ein Dankeschön auch an Karl-Heinz, dem Papa von Birgit, dem das Haus gehört und der aufgrund der Pandemie nicht nach Florida reisen konnte und wir somit in das Haus „einziehen“ konnten.

Es besteht nun wieder die Möglichkeit unter Berücksichtigung von Empfehlungen und Weisungen das Haus zu verlassen und nach 5 Wochen zur ‚neuen Normalität‘ zurückzukehren. Wir beschließen daher, unsere Reise dort fortzusehen, wo wir aufgehört haben – im Westen der USA.

Unser Reisen und Leben im „New Normal“ Modus – Was bedeutet das für uns genau?

  • Aufsetzen der Maske, sobald wir unseren Camper verlassen – Einweghandschuhe nutzen, falls notwendig.
    Wir müssen daran denken, wenn wir Restrooms nutzen, unser Fahrzeug tanken, Lebensmittel einkaufen, uns auf Campsites bewegen, … Danach sofort für die Hände und ggf. auch für die Waren den Sanitizer nutzen. Wir haben nur begrenzt Wasser an Board, daher wird der Sanitizer und dessen konsequente Nutzung für uns in der Zukunft sehr wichtig werden.
  • Social Distancing von 6 feet.
    Das Treffen von Freunden, Reisebekanntschaften, Traveller und sonstigen Menschen unter Einhaltung von 2 m Abstand – ein Gespräch führen. Keine Hände schütteln zur Begrüßung und Verabschiedung, keine Umarmungen etc. Als Reisender nicht ganz einfach. Wir sind überall fremd und müssen oftmals auf Menschen zugehen. Fragen stellen um Information zu erhalten. Ja, man kann viel über das Internet erfahren, aber viele Tipps und Hinweise bekommen wir in Vergangenheit von Einheimischen.
Wir sind schon sehr gespannt, wie gut wir mit dem „New Normal“ umgehen können und uns über kurz oder lang daran gewöhnen.
 
Wir fahren die Interstate 10 in Richtung Alabama. Ein heftiger Waldbrand kurz vor Pensacola zwingt uns die geplante Reiseroute zu ändern. Wir fahren von der I-10 ab und halten uns weiter in Richtung I-40 West. Auf dem Highway kommen wir durch die Bundesstaaten Alabama, Tennessee, Mississippi, Arkansas, Oklahoma, Texas bis wir nach ca. 2.500 km New Mexico erreichen.

New Mexico

Wir informieren Bernd und Jerry Sue, dass wir kurz vor deren Wohnort in Albuquerque sind. Die Beiden sind jedoch gerade eine Woche im Nordwesten von New Mexico unterwegs. Wir vereinbaren, dass wir uns in der Ah-Shi-Sie-Pah Wilderness treffen und über die Staubpiste geht es zu unserem Treffpunkt.

Vier Pferdestärken zwingen uns etwas Geschwindigkeit herauszunehmen – trotz schlechter Piste – bis sie dann aber Gas geben.

Die Freude über das Wiedersehen ist riesengroß. Auch das mit dem „Social Distancing“ bekommen wir ganz gut hin, auch wenn es sehr ungewohnt ist. Am nächsten Tag besuchen wir den Ah-Shi-Sie-Pah State Park, der sich im San Juan County befindet. Die Landschaft besteht aus fantastischen erodierten Steinformationen und Felspfeilern (Hoodoos). Wir finden auf unserem Trail versteinertes Holz und Holzstämme, die sich noch mit ihren Wurzeln im Stein befinden. Die Farben der Steine variieren von ocker-braun bis zu gelb-orange.

Auf dem Rückweg zu unseren Campern sehen wir einen vom Aussterben bedrohten Hernandez’s Short-Horned Lizard (Eidechse). Jeden Tag vertilgt diese Eidechse hunderte von Ameisen.

Der Chaco Canyon Historical Park ist nicht weit vom Ah-Shi-Sie-Pah State Park entfernt. Bernd und Jerry Sue haben den Park schon öfters besucht und möchten uns die dortigen Highlights zeigen. Wir beschließen gemeinsam dort hinzufahren. Die Fahrt ist rau, holprig und abenteuerlich.
Vor uns überquert eine Kuhherde die Strasse. Obwohl hier kein Zebrastreifen ist, wartet der Rest der Herde, bis wir vorbeifahren und wechselt erst dann zur anderen Straßenseite. Da sagt noch jemand „dumme Kuh“.

Über Staub- und Waschbrettpiste erreichen wir glücklich den Park mit Nordamerika größter präkolumbischer Siedlung.

Wir sehen uns die Pueblo Bonito („hübsche Dorf“ auf Spanisch) an. Pueblo Bonito, das umfangreichste „große Haus“, war bis zur Einführung von Stahlträgern im Jahr 1898 das größte Bauwerk Amerikas. Die Arbeiten an diesem vierstöckigen, D-förmigen Gebäude begannen im Jahr 850 und dauerten 300 Jahre. Die zentrale Plaza umfasste mindestens drei „große Kivas“ – Zeremonialräume, die nicht von individuellen Clans oder Familien, sondern von der gesamten Gemeinde genutzt wurden. Das Gebäude umfasste 4 Ebenen und hatte wohl zwischen 600 und 800 Räume mit festungsähnlichen Wänden. Dort fanden hunderte von Familien Unterkunft, jede in einer Art eigenem Apartment. Auf dem Publo Alto Trail konnten wir die Pueblo Bonita als auch die Hochwüstenumgebung bestaunen.

Ein Eastern Collared Lizard.

Auf dem Weg zurück zu dem Highway treffen wir auf eine neugierige Wapiti Herde.

Leider mussten Bernd und Jerry Sue am Nachmittag zurückfahren. Die gemeinsame Zeit verging wie im Fluge. Gerne hätten wir mit den Beiden zum nächsten Highlight weiterfahren können. Ein herzliches Dankeschön an Euch Beide für die schöne Zeit und die gemeinsamen Eindrücke. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir uns wieder „on the road“ treffen und gemeinsam auf Strecke gehen.
Nach dem Abschied machten wir uns auf den Weg zum Angel Peak. Ein Tipp von Bernd und Jerry Sue. Dort übernachteten wir mit grandiosem Ausblick auf ein farbenfrohes Ödland mit tiefen Schluchten.

Navajo Nation Indian Reservation

Danach fahren wir über Farmington, Shiprock, Kayenta bis nach Page, das im Bundesstaat Arizona liegt. Die Fahrt führt uns quer durch die Navajo Nation Indian Reservation. Die Navajo Nation Reservation ist das größte Indianerreservat in den Vereinigten Staaten und erreicht die Größenordnung von Bayern. Die Navajos haben einen eigenen Präsidenten und dieser hat eine Ausgangssparre bis zum 18. Mai verfügt. Die Navajo Nation hat nach New York und New Jersey die dritthöchste Corona Infektionsrate in den USA. 30 % der Reservats-Bewohner haben keinen Zugang zu Wasser und wohnen traditionell bedingt in Mehrgenerationenhäuser. Häufiges intensives Händewaschen bei Wassermangel ist hier Fehlanzeige. Ältere oder erkrankte Bewohner zu isolieren funktioniert somit auch nicht. Es gibt nur 13 Geschäfte in der ganzen Reservation, die decken nicht den ganzen Bedarf der Bewohner ab. Mehr als die Hälfte versorgen sich in Geschäften außerhalb der Reservation. 10 % der Bewohner haben keinen Zugang zu Elektrizität. In den 4 Krankenhäusern gibt es nur 100 Betten. Wen mag da die hohe Zahl der Corona Infizierten verwundern? Es trifft die ärmsten der Armen. Es stimmt uns schon sehr nachdenklich die Armut zu sehen. Die Ausgangssperre mit anschließender „stay at home order“ ist auch der Grund, warum wir in dem landschaftlich schönen Gebiet nicht länger bleiben sondern „nur“ durchfahren.

In der Navajo Sprache bedeutet COVID-19 „Dikos Ntsaaígíí-Náhást éits áadah“ und heißt übersetzt „der große Husten 19“.

Einen Abstecher auf unserer Fahrt durch die Navajo Nation Indian Reservation machen wir doch. An der Grenze von Arizona und Utah fahren wir zum Monument Valley. Das Visitor Center empfängt uns mit dem Hinweis: Welcome to the World’s Greatest Outdoor Museum. Wie erwartet ist natürlich alles geschlossen. Die beiden größten Monolithen sind The Mittens, „die Fäustlinge“ und sind unschwer zu erkennen an ihren herausragenden „Daumen“. Viele Hollywoods Filmemacher bedienten sich dieser Wild-West-Kulisse. Beispielsweise im Western „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Arizona

Der Ort Page in Arizona ist die touristische Drehscheibe für den Lake Powell. Wir kaufen ein und übernachten gleich dort.
Der nächste Tag ist ziemlich stürmisch. Wir fahren trotzdem ein paar Kilometer bis wir den Overlook zum Horseshoe Bend erreichen. Das ist ein hufeisenförmiger Talmäander des Colorado River. Als wir vom Aussichtspunkt zurückgehen erleben wir erstmals einen richtigen Sandsturm. Die Kamera können wir mit dem T-Shirt schützen. Ansonsten sind wir komplett mit rotem Sand eingestaubt.

Am nächsten Tag planen wir einen Rundtrip, da der Strum nachgelassen hat. Wir fahren nach Kanab, dann weiter in Richtung Grand Canyon North Rim und wieder zurück nach Page.
Unser erstes Highlight ist der Lake Powell – ein riesiger Stausee. Der Colorado River wird hier an der Ostseite des Grand Canyon gestaut. Mit Fertigstellung des Glen Canyon Dam wurde eine Canyon Landschaft gewaltigen Ausmaßes überflutet. Das zerklüftete Wüstengelände sorgte für einen 150 km (Luftlinie) langen See mit zahllosen Seitenarmen und Buchten (3.000 km Uferlinie).

Wir fahren weiter entlang bis nach Kanab. Wir gewinnen dabei immer mehr an Höhe und es wird zunehmend waldig. Vom Overlook National Forest haben wir einen schönen Weitblick ins Land.

Danach geht es weiter nach Fredonia, die Strasse steigt kontinuierlich bis zum Kaibab Plateau an und führt durch herrlichen Hochwald bis nach Jacob Lake. Dort wäre die Stichstraße in Richtung Grand Canyon North Rim. Leider ist die Zufahrt noch gesperrt. Auch hier müssen wir flexibel sein und fahren eben weiter.

Nach Verlassen der Waldzone fahren wir entlang der Grenze des Vermilion Cliffs National Monument. Wenige Meilen vor Marble Canyon stehen an der Straße einige pittoreske Steinpilze und verfallene Cliff Dwellers.

Kurz nach Marble Canyon geht es über eine kurze Stichstraße hinunter nach Lees Ferry. Die Straße darf man fahren, der Campingplatz ist jedoch geschlossen. Am Ende der Straße treffen wir auf eine grüne Oase am Ufer des Colorado River. Einheimische bereiten ein Picknick am Fluss vor.

Jetzt haben wir nicht mehr weit bis wir wieder Page erreichen. Die einzige Brücke zwischen Glen Canyon und Hoover Dam führt über den dort nur etwas 50 m tiefen Colorado Canyon. Danach sind es nur noch 25 mi bis zu unserem Ausgangspunkt.

Utah

Am nächsten Tag machen wir uns wieder auf in Richtung Kanab und versuchen einen Platz auf dem White House Campground zu bekommen. Von dort aus hat man die Möglichkeit einige Wanderungen zu machen. Aufgrund des Memorial Weekends sind alle Stellplätze belegt. So machen wir uns auf dem Weg um für das Wochenende einen Platz auf einem BLM Land zu bekommen. In der Hoffnung, dass es dort wenig Menschen hat und es ein ruhiges Wochenende wird. Wir haben Glück und finden kurz nach Kanab einen schönen Platz. Der nächste Nachbar ist nicht zu sehen. Dort verbringen wir das Holiday Weekend und entkommen den Massen.

Die Tagestemperaturen steigen nun kontinuierlich an. Wir haben tagsüber bis zu 38 °C im Schatten. Nachts kühlt es auf bis zu 12 °C ab. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 20 %. Die hohen Temperaturen lassen sich durch die geringe Luftfeuchtigkeit jedoch sehr gut ertragen. ABER unser Camper verliert Öl. Jürgen legt sich unter den Camper und stellt fest, im vorderen Bereich tropft sehr viel Öl/Schmiere auf den Boden. Wir rufen bei der MB Werkstatt (die wir bereits kennen) in Las Vegas an und bekommen für den nächsten Tag einen Termin. Wir fahren somit die 350 km nach Las Vegas. Vor Ort bei 43 °C stellt sich das gleiche Bild dar: Starker Verlust von Öl/Fett. Das Fahrzeug kommt gleich auf die Hebebühne. Diagnose: Kein Defekt am Fahrzeug – das hört sich doch gut an. ABER durch die hohen Temperaturen verflüssigt sich unser zusätzlicher Unterbodenschutz. Das ist normal in diesen heißen Gebieten werden wir aufgeklärt. Wir sind froh, dass es nichts schlimmeres ist und speichern den Extra-Trip ab unter „Reisen bildet“.