Verschiffung in Antwerpen

Da erst kürzlich ein Grimaldi Schiff eine Havarie in der Biskaya hatte und zwei weitere ACL Schiffe (gehören auch zur Grimaldi-Group) nicht fahrtauglich waren hat sich der komplette Schiffsfahrplan wöchentlich/täglich geändert. Unsere gebuchte Frachtschiffreise und Verschiffung des Fahrzeugs vom Hamburger Hafen am 08.04. verschob sich erst mal auf den 18.04., dann auf den 20.04. und letztlich auf den 29.04. mit Ankunft in Halifax am 15.05. Mit dem Ergebnis, dass wir 4 Wochen später in Kanada angekommen wären.

Durch einen glücklichen Zufall haben wir jedoch am 02.04. mittags von Seabridge (unserem Agenten) die Möglichkeit bekommen, kurzfristig einen Platz auf einem früheren Schiff zu bekommen. Die Herausforderung war jedoch, dass das Schiff von Antwerpen abfährt und die Fahrzeugabgabe bereits am 05.04. bis spätestens 17.00 Uhr in Antwerpen zu erfolgen hat. PUH – das musste dann doch noch überlegt werden. Nachdem wir unsere Termine gecheckt haben, sagten wir zu.

Ein ziemlich knapper Terminplan musste von uns „abgefahren“ werden und es durfte so gar nichts dazwischenkommen. Wir fuhren am 03.04. mit unserem Fahrzeug nach Hamburg. Dort hatten wir von langer Hand einen letzten Termin für das Fahrzeug in der MB Werkstatt vereinbart. Gleich morgens wurde aufgrund eines Steinschlags im Winter noch die Windschutzscheibe getauscht. Ein ausstehender Kundendienst musste durchgeführt werden und die bestellten Ersatzteile von uns übernommen werden. Um 17.00 Uhr war das Fahrzeug fertig. Es hatte alles geklappt und wir haben uns dann sogleich mit dem Fahrzeug in Richtung Antwerpen auf den Weg gemacht.

Nach Mitternacht fuhren wir kurz vor Antwerpen auf den Stellplatz. Ein paar Stunden Schlaf und dann ging es ans verstauen sämtlicher Dinge im Wohnmobil. Das Wohnmobil musste innen sauber und leer aussehen. Die Staufächer und die Heckgarage mussten geprüft werden, auf Dinge die nicht aufs Containerschiff bzw. nicht nach Kanada eingeführt werden dürfen. Von Seabridge hatten wir eine Liste mit diesen Informationen bekommen. Dann mussten wir noch unsere Trennwand zwischen Fahrerhaus und Wohnkabine einbauen. Die Zeit lief uns förmlich davon. Alles dauerte länger als geplant. Um 14.30 Uhr sind wir zur nächsten Waschstraße gefahren, um unser Fahrzeug außen zu reinigen. Das Fahrzeug muss außen sauber sein und es darf sich keine Erde in den Radkästen befinden – Einfuhrbestimmung. Kurz vor 16.00 fuhren wir dann noch schnell zum Hotel, das in Nähe des Hafens lag. Nach dem Einchecken und der Gepäckabgabe noch schnell den Fahrer- und Beifahrersitz mit Plastikfolie überziehen und ab zum Hafen. Um 16.30 Uhr trafen wir im Hafenbüro ein. Wir gaben unsere Pässe ab, mussten unser Fahrzeug hinter die Schranke fahren. Unser Fahrzeug wurde gewogen und ein paar Dinge gecheckt. Nach ca. 1 Stunde konnten wir zusammen mit einem Hafenmitarbeiter unser Fahrzeug auf dem Hafengelände parken. Wir hatten es geschafft!

Ein Hafenmitarbeiter teilte uns mit, dass die Grande Senegal am Montagabend um 18.00 abfahren wird. Im Hotel trafen wir dann weitere vier Reisende. Am Montagvormittag fuhren wir gemeinsam im Großraumtaxi zum Immigration Office. Im Anschluss Weiterfahrt zum Hafen zur Grande Senegal. Nachmittags konnten wir dann schon auf das Schiff und unsere Kabine beziehen.

Es beunruhigte uns schon etwas, dass von der Besatzung so keiner wusste, dass wir (8 Personen) Passagiere mit Camper sind. Das war dem geschuldet, dass die Frachtschiffreise und das Fahrzeug Cargo gesondert gebucht werden. Das Ablegen des Schiffs verspätete sich und unsere Fahrzeuge waren um 18.00 Uhr immer noch nicht auf dem Schiff. Nachdem wir Reisende dann nochmals darauf drängten, dass unsere Fahrzeuge noch verladen werden müssen, kam so langsam Bewegung ins Spiel.

Wir erfuhren, dass die Camper nicht verschifft werden, da diese Gasflaschen/-tanks haben. Ein Reisender wurde gebeten, mitzukommen. Dieser hat dann die Gasflasche ausgebaut und sein Landrover durfte aufs Schiff. Der nächste Reisende wurde gebeten, zu seinem Fahrzeug zu kommen. Als er zurückkam informierte er uns, dass er ebenfalls die Gasflaschen ausbauen musste und er das Fahrzeug nun ins Schiff fahren durfte. Anmerkung: Die Gasflasche war leer, d.h. unbenutzt und noch nie gefüllt und musste trotzdem ausgebaut werden. Als letztes kamen wir an die Reihe. Unser Fahrzeug hat einen Gastank und dieser ist nur mit großem Aufwand auszubauen. Aufgrund der Havarie vor 2 Wochen verlangt nun die Grimaldi Line, dass Gastankflaschen nur noch mit einem Tankreinigungszertifikat verschifft werden. Es reicht nicht, wenn die Gastankflaschen leer und abgedreht sind. Nur mit Tankreinigungszertifikat dürfte unser Camper auf das Schiff. Am Montag um 19.00 Uhr findet sich keine Firma mehr, die eine Tankreinigung durchführt. Dann noch der Vorschlag, es am Dienstagvormittag zu machen, da das Schiff Verspätung hat und erst so gegen 12 Uhr auslaufen wird. Aber keiner konnte uns sagen, ob sich eine Firma findet, die auf die Schnelle eine Tankreinigung durchführt. Wir diskutierten mit dem Hafenmeister, mit dem Chief Officer, und und und … unsere Nerven lagen blank. Wenn wir nur im Vorwege diese Information bekommen hätten – aber so hatten wir keine Chance noch zu reagieren. Ozy, ein netter Reisender, hat uns angeboten, wenn alle Stricke reißen dann hilft er uns den Tank auszubauen. Er hat das entsprechende Werkzeug dabei. Dann die Erlösung. Unser Fahrzeug wurde nochmals gecheckt und bekam einen Gefahrgutaufkleber und Jürgen durfte es selbst aufs Schiff fahren. Wir waren so erleichtert und waren dem Chief Officer sehr dankbar, dass er sich zu dieser Lösung durchringen konnte.

Was wir sehr schlecht fanden, dass der Hafen Antwerpen das Fahrzeug annimmt und dann dieses ganze 3 Tage dort steht und kurz vor Verschiffung bekommt man vom Hafenmeister Antwerpen die Info, dass Camper mit Gastanks-/flaschen nicht verschifft werden. Sorry, so geht das nicht!

Aufgrund Reparaturarbeiten an der Schleuse Antwerpen verschob sich unsere Abfahrt dann nochmals auf den Dienstag, 09.04. um 19.45 Uhr. Wir waren glücklich, als das Schiff ablegte und wir und unser Fahrzeug auf dem Schiff waren.

Der Kapitän bot uns an, dass wir das Auslaufen des Schiffes auf der Brücke aus beobachten dürfen. Einzige Bedingung war, dass wir uns still verhalten müssen, damit die Kommandos einwandfrei zu hören und durchgeführt werden können. Dieses Angebot nahmen wir alle sehr gerne an. Es war schon sehr beeindruckend. Das Containerschiff wurde in die Schleuse manövriert und der ein und andere Lotse ging an und von Board. Das geben der Kommandos und die vielen Schalter, Hebel, Bildschirme und sonstigen Geräte – und deren Bedienung.

Der Kapitän und seine Crew waren sehr bemüht, uns Passagieren den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Am Donnerstag konnten wir zusehen, wie unser italienischer Koch Michele Nudeln für die Lasagne selbst macht. Letztlich konnten wir am Schluss die selbstgemachte Lasagne probieren – sehr lecker. Wir bekommen täglich mediterrane Küche serviert – alles selbst gemacht und richtig gut.

Des Weiteren wurde uns der Maschinenraum des Schiffes gezeigt und von der Crew gab es viele Erklärungen.

Dem guten Essen geschuldet versuchten wir irgendwie die zugelegten Kalorien wieder etwas zu verbrennen. Es gab einen Fitnessraum auf dem Containerschiff. Wir hatten es aber vorgezogen, die extra von der Crew aufgestellte Tischtennisplatte zu nutzen. Diese musste natürlich mit Spanngurten verzurrt werden. Des Weiteren hatten wir die Möglichkeit auf dem leeren Autodeck 11 (wenn der Wind nicht so stark blies) unsere Laufrunden zu drehen.

Da drei Tiefdruckgebiete auf unserer geplanten Schiffsroute lagen, wurde die Route vom Kapitän immer wieder in Richtung Süden korrigiert. Auf dem RoRo-Containerschiff war sehr wertvolle Fracht geladen und diese ist sicher in den Hafen nach Canada, Amerika und Afrika zu bringen. Die Route verlief daher zwischen den Azoren vorbei, dann nach Westen bis zu den Bermudas. Erst war es kühl dann wurde es über 20 Grad. In der ersten Hälfte hatten wir noch etwas stürmische See dann wurde das Wetter immer schöner und die See beruhigte sich etwas. Dank des Kurses in Richtung Süden blieb uns die Seekrankheit erspart, da wir durch kein Tiefdruckgebiet fahren mussten.

Mit der Crew zusammen absolvierten wir einen Emergency Drill.

Am vorletzten Tag gab es eine Abschiedsparty von der Crew. Wir als Gäste konnten uns ebenfalls revanchieren.

Nach 10 Tagen – vom 09.04. bis 19.04. und nach über 3.000 NM – um 8.00 Uhr war es dann soweit. Wir erreichen unser Ziel den Hafen Halifax. Unser Fahrzeug wurde so gegen 10 Uhr vom Frachtschiff auf das Hafengelände gefahren. Parallel dazu füllten wir bereits die Einreisepapiere aus. Der Immigration Officer ist bereits an Board gekommen. In einem kleinen Büro auf der Grande Senegal müssen ihm den Grund unserer Einreise darlegen. Nachdem er uns einige Fragen gestellt hat erhalten wir den Einreisestempel für die Dauer von 6 Monaten. Nach einem gemeinsamen Essen gehen wir dann von Board und erledigen noch die letzten Sicherheitskontrollen. Dann heißt es WELCOME CANADA.

Unser Fahrzeug werden wir frühestens am Ostermontag, nachdem der Spediteur/Zoll die entsprechenden Formalitäten erledigt hat im Hafen abholen. Bis dahin wünschen wir Euch ein schönes Osterfest.